Aber der Alltag lässt der berufstätigen und jetzt alleinerziehenden Mutter kaum eine Pause. Wie gut, dass einmal wöchentlich die ehrenamtliche Krisenbegleiterin Alina M.* kommt, um etwas mit den Kindern zu unternehmen. Nach ein paar Stunden Zeit für sich kann Frau K. meist alles wieder entspannter und gelassener angehen.
Szenenwechsel: ein Abend im Infocafé des Caritascentrums St. Vinzenz in der Wormser Kriemhildenstrasse. Die ehrenamtlichen Krisenbegleiterinnen der Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Caritasverbandes treffen sich zu ihrem monatlichen Austausch. Anja Koob, hauptamtliche Beraterin, eröffnet den Abend mit Fragen: "Was hat Euch in den letzten Wochen gestärkt, gefreut, Impulse gegeben?" Die Frauen - der einzige Mann im Team musste für heute leider absagen - erzählen von bereichernden Begegnungen und Erlebnissen in der Natur. Vom Renovieren, Ausmisten und Singen. Auch vom Mut zu einem Wagnis - und von Dankbarkeit. "Welchen Luxus gönnt Ihr Euch?" "Tanzen gehen," antwortet Britta*. Doro* überlegt kurz - und lächelt dann strahlend: "Selbstbestimmt sein."
Was sind meine Kraftquellen?
Warum stellt Anja Koob ausgerechnet diese Fragen zu Beginn des Treffens? "Um jemanden in einer schwierigen Lage zu begleiten, muss ich wissen, wie ich mich selber stärke. Zum einen, um solche Impulse weiterzugeben. Zum anderen aber auch, weil es eine anspruchsvolle und oft fordernde Aufgabe ist - da muss ich unbedingt meine eigenen Kraftquellen kennen."
Wo und wie kann ich auftanken? Was sind meine Stärken? Was erfüllt mich? Für die meisten Klientinnen und Klienten der Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Caritasverbandes Worms ist so schwierig wie essentiell, Antworten auf diese Fragen zu finden. Die hauptamtlichen Beraterinnen und Berater unterstützen sie dabei nach Kräften. Allerdings, so Willi Höflinger, "reichen unsere Kapazitäten oft nicht. Gerade für Menschen in akuten Krisen ist eine kurzfristig verfügbare Unterstützung wichtig. Nach einer Trennung, Erkrankung oder OP zum Beispiel brauchen sie jemanden, der regelmäßig kommt, zuhört, mit anfasst, mal etwas mit den Kindern unternimmt - oder eben einfach da ist."
Deshalb bauten die Hauptamtlichen der Beratungsstelle vor einigen Jahren ein Team ehrenamtlicher Krisenbegleiter auf, das seit 2012 Menschen zur Seite steht. Die Begleitung ist auf maximal drei Stunden wöchentlich über einen Zeitraum von drei Monaten befristet. Anja Koob: "Es geht wirklich ums vorübergehende Einspringen in einer akuten Situation. Zudem ist uns sehr wichtig, dass die Ehrenamtlichen nicht überlastet werden."
"Ich wollte etwas zurückgeben, denn ich habe selber so viel Hilfe bekommen."
Das Erkennen und Setzen eigener Grenzen ist auch ein wiederkehrendes Thema der regelmäßigen Treffen und Weiterbildungen. Die Ehrenamtlichen schätzen diesen Austausch sehr - nicht zuletzt wegen der unterstützenden und warmherzigen Atmosphäre der gemeinsamen Abende. Sie sind auch eine wichtige Motivation dafür, sich - neben den eigenen beruflichen und privaten Herausforderungen - immer wieder der anspruchsvollen Aufgabe zu stellen, für andere da zu sein. Aber nicht die einzige. "Wir wissen selber, wie es ist, Hilfe zu brauchen," sagt Doro. Britta ergänzt: "Ich wollte etwas zurückgeben, denn ich habe selber so viel Unterstützung bekommen."
Ansprechpartnerin:
Anja Koob
Kriemhildenstr.6, 67547 Worms
Tel: 06241-2681-24
Fax:06241-2681-274
E-Mail: anja.koob@caritas-worms.de
www.caritas-worms.de
Infokasten
Ehrenamtliche Krisenbegleiter begleiten und helfen, wenn das in einer akut schwierigen Lebenssituation über die Beratungen der Caritas-Fachstelle hinaus notwendig ist. Für bis zu drei Stunden in der Woche und über einen Zeitraum von maximal drei Monaten begleiten sie zum Arzt, geben Impulse, hören zu oder sind einfach da.
Sie sind in stetigem Kontakt zur Beratungsstelle und erhalten dort regelmäßig Fortbildungen zu fachlichen und psychologischen Themen. Ihre Begleitung ist absolut vertraulich und kostenfrei.
Text: Patricia Mangelsdorff, freie Autorin und Journalistin
Bild: Thomas Jäger, Caritasverband Worms e.V.