v. links: Georg Diederich, Caritasdirektor Worms, Agnes Weires-Strauch, Pascal Thümling, Caritasdirektor Worms, Stefan Hohmann, Caritasdirektor Mainz, Prodekan Bernhard Hock © Silke Kleinschmitt
Coronabedingt war die Anzahl der Teilnehmenden beschränkt und sie mussten natürlich Abstand wahren. Der Wärme dieser von großer Wertschätzung getragenen Feier konnte das nichts anhaben.
Das Caritaszentrum Alzey liegt am Alzeyer Obermarkt. Wer Fragen, Anliegen und Sorgen hat, findet hier offene Türen. Doch das Caritaszentrum ist noch viel mehr. Zahlreiche Angebote im Landkreis Alzey-Worms gehören dazu: Etwa die Beratungsstelle für Frauen in Schwangerschaft und Notsituationen und die Fachstelle für Migration und Integration in Wörrstadt; ehrenamtliche Familienpatinnen und -paten, die Familien ganz praktisch im Alltag zur Seite stehen - "auf Augenhöhe", wie Frau Weires-Strauch betont, und Sprachpatinnen und -paten, die Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung fördern. Über Jahre gewachsen sind Angebote zur Begleitung dementiell erkrankter Menschen, wie die ehrenamtliche Caritas-Betreuungsgruppe im Pfarrheim St. Bartholomäus in Erbes-Büdesheim. Auch Aus- und Weiterbildung hat einen hohen Stellenwert. Pflegende Angehörige können z.B. lernen, das Verhalten und die Lebenswelt dementiell erkrankter Menschen zu verstehen. Familienpaten qualifizieren sich zu psychologischen und pädagogischen Themen und lernen tragfähige Beziehungen zu Eltern und Kindern aufzubauen und dabei ihre eigenen Grenzen zu wahren. Es gibt Mütter-Väter-Treffs, ein Repair-Café, Trauerbegleitung, Ausflüge zum kleinen Preis, Mitarbeit bei der Alzeyer Tafel... und die Liste ließe sich fortsetzen.
Die meisten dieser Angebote gehen ganz wesentlich auf die Ideen und die Initiative von Agnes Weires-Strauch zurück. Wie hat sie das alles geschafft - mit nur wenigen hauptamtlichen Mitarbeiterinnen? Was braucht es, um in Zeiten knapper Ressourcen für soziale Projekte so viele Spuren "der alltäglichen tätigen Hilfsbereitschaft und Liebe zum Nächsten", so der Wormser Caritasdirektor Pascal Thümling in seinem Grußwort, zu hinterlassen?
Ein Kaleidoskop von QualitätenWährend des von Prodekan Bernhard Hock geleiteten und von Achim Rinke-Bachmann einfühlsam musikalisch begleiteten Gottesdienstes und des Empfangs entfalten Vorgesetzte, Kolleginnen und Wegbegleiter ein Kaleidoskop von Qualitäten, in dem die Gäste Agnes Weires-Strauch leicht wiedererkennen konnten.
"Oft fand ich morgens bei Abhören des Anrufbeantworters eine Nachricht ihres Mannes, der fragte, ob sie nicht endlich nach Hause komme," erinnert sich ihre Verwaltungsmitarbeiterin Antoanela Lenz. Andere Mitstreiter berichten schmunzelnd von dringlichen Anliegen, die Agnes Weires-Strauch auch schon mal an einem fortgeschrittenen Freitagabend an sie richtete. Das zeigt Fleiß und hohe Einsatzbereitschaft. Erfahrungsgemäß sind beide zwar meist notwendige - aber längst noch keine hinreichenden Bedingungen für die Entstehung sinnvoller Projekte. Welche Qualitäten gibt es also noch zu entdecken?
Vulkanische Leidenschaft und Energie
Einen "gewissen Stursinn" bescheinigt der Mainzer Caritasdirektor Stefan Hohmann ihr im Gottesdienst und bezieht sich damit auf die Beharrlichkeit, mit der sie sich immer wieder gefragt habe, wie Kirche für die Menschen da sein müsse, um ihnen bestmöglich zu dienen - und wie sie selber ganz persönlich dazu beitragen könne. Der Wormser Caritasdirektor Pascal Thümling, aufgrund der gemeinsamen Trägerschaft beider Ortsverbände ebenfalls ihr Vorgesetzter, spricht in seinem Grußwort von ihrer Ehrlichkeit, Kraft und Bodenständigkeit, die er auch mit ihrer Herkunft, der Eifel, verbinde - ebenso wie ihre vulkanische Leidenschaft und Energie. Dekanatsreferent Guntram König wertschätzt ihre Bereitschaft, praktisch mit anzupacken und ihre Nähe zu den Menschen: Sie habe immer deren Bedürfnisse gesehen und unermüdlich nach Antworten gesucht.
Klugheit, Kreativität, vernetzendes Denken
Überall heraushören kann man drei weitere Eigenschaften, die unverzichtbar dafür sind, was Agnes Weires-Strauch für die Menschen der Region erreichen konnte: Klugheit, Kreativität und ihr vernetzendes und verbindendes Denken. Pascal Thümling: "Sie haben es geschafft, verschiedenste Kräfte miteinander zu verknüpfen - Pfarrei, Politik und zwei Direktoren in Mainz und Worms - um gemeinsam das Feld der Caritas in Rheinhessen zu bestellen."
Der rote Faden, der alles verbindet: Vertrauen
Doch noch mehr als all diese Qualitäten prägt ein Begriff die Beschreibung ihres Weges. Er ist gewissermaßen der rote Faden, der alle anderen verbindet: Vertrauen.
"Wir konnten Agnes Weires-Strauch und ihrem Engagement immer voll vertrauen," sagt Pascal Thümling im Gespräch. Sie selber drückt es so aus: "Damit es mir glückt, brauche ich Ihr Vertrauen, sagte ich bei meinem Antritt 2008, und sie haben mir vertraut. Dafür danke ich Ihnen!" Diesen Dank richtet sie an einen großen Kreis: die Mitarbeitenden des Dekanats und des Bischöflichen Ordinariats, die zahlreichen Ehrenamtlichen, ihre Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen bei beiden Caritasverbänden, Pfarrgruppen und nicht zuletzt auch an all diejenigen, die die Angebote des Caritaszentrums genutzt haben.
Doch auch sie selber vertraut. "Vertrauen - nicht Kämpfen," sei ihre Devise, so sagt sie im persönlichen Gespräch. Vertrauen in Gott wie auch Vertrauen darin, dass Menschen ihre Fähigkeiten zum Wohl anderer weitergeben möchten, dass tragfähige Beziehungen und Strukturen entstehen, wenn man Ehrenamtliche wertschätzt und sie gut begleitet und qualifiziert, dass Menschen Freude an der Zusammenarbeit haben und etwas zu einem guten Miteinander in Region und Gemeinde beitragen wollen. Ja, Agnes Weires-Strauch kann kämpfen, ackern, rechnen und sich sehr beharrlich für ihre Ideen einsetzen. Aber vielleicht ist ihr eigentliches "Erfolgsgeheimnis", dass sie Räume schafft, in denen Menschen wachsen, sich entwickeln und zueinander finden können.
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"Ich weiß, es wird auch nach mir gut weiterlaufen."
Agnes Weires-Strauch© privat
Auszüge aus einem Gespräch mit Agnes Weires-Strauch
"Ideen kreiert man nicht im stillen Kämmerchen."
"Ich habe immer zuerst gefragt: Was brauchen die Menschen? Und was können wir Ihnen da anbieten? Dazu versuchte ich dann, Ideen zu entwickeln. Das macht man aber nicht im stillen Kämmerchen, sondern im engen Austausch mit allen Beteiligten: Dazu gehören die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden und besonders auch die Pfarrgruppen. Ohne sie hätte vieles gar nicht so nachhaltig verwirklicht werden können - und es hat mir solche Freude gemacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten."
"Projekte entstehen aus der Nähe zu den Menschen." "Man kann und muss Projekte weiterentwickeln und Synergien nutzen. In Wörrstadt haben wir zum Beispiel die Beratungsstelle für Frauen in Schwangerschaft und Notsituationen, getragen vom Caritasverband Mainz, und die Fachstelle für Migration und Integration, getragen vom Caritasverband Worms. Durch die Nähe zu den Menschen und die gute Zusammenarbeit entwickeln sich daraus weitere Projekte, etwa "…als (werdende/r) Mutter/Vater NEU in Deutschland" für Familien, die nach Deutschland geflüchtet oder eingewandert sind. Ein weiteres Projekt rund um das Thema Wohnen und Wohnraumberatung wird noch hinzukommen. Das sind alles Themen, die sich aus der täglichen Arbeit ergeben und die man gemeinsam angehen muss. Deswegen sagen wir auch: "Wir sind Caritas!" Egal, welcher Ortsverband welchen Schwerpunkt hat.
"Besonders beglückend..."
"Besonders beglückend ist es für mich, wenn Dinge sich einfach entwickeln und weiterentwickeln. Wenn die richtigen Menschen zusammenkommen, muss man oft eben gar nicht so viel tun oder gar kämpfen... und deswegen kann ich eben auch darauf vertrauen, dass es auch nach mir gut weiterlaufen wird."
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Agnes Weires-Strauch und ihre Nachfolgerin Astrid Hammes
Agnes Weires-Strauch ist Sozialarbeiterin, Case Managerin und hat einen Masterabschluss im Bereich Geriatrie. Ihr ganzes Berufsleben hat sie der Caritas gewidmet. Bevor sie die Leitung des Caritaszentrums Alzey übernahm, hatte sie bereits zehn Jahre in der Allgemeinen Lebensberatung gearbeitet und, nach der Geburt ihrer Töchter und ihrem Erziehungs- und anschließendem Sonderurlaub, ab 1996 in Worms die Beratungs- und Koordinierungsstelle - Vorläuferin des heutigen Pflegestützpunktes - mit aufgebaut.
Astrid Hammes© Patricia Mangelsdorff
Am 1. Juli 2020 übernimmt Astrid Hammes nach 18 Jahren bei der Katholischen Arbeitnehmerbewegung im Diözesanverband Mainz die Leitung des Caritaszentrums Alzey. In gewisser Weise ist das für sie eine Rückkehr in die Heimat: Die gelernte Steuerfachgehilfin und Diplomsozialarbeiterin stammt aus Gau-Odernheim, war schon in der Jugendarbeit im Dekanat Alzey tätig und ist seit Jahren Mitglied im Jugendhilfeausschuss in Alzey.